Thema: Kritische Infrastrukturen
Summer School des Graduiertenkollegs KRITIS und des LOEWE-Zentrums emergenCITY
25.09.2023 13:00-29.09.2023 13:00
Ort: Annweiler am Trifels
Organisation
Prof. Dr. Jens Ivo Engels, Institut für Geschichte
Dr. Nadja Thiessen, LOEWE-Zentrum emergenCITY
Dr. des. Elena Dingersen, Graduiertenkolleg KRITIS
Über die Veranstaltung
Die diesjährige Trifels Summer School wird von der TU Darmstadt organisiert und widmet sich dem aktuellen Thema der Kritischen Infrastrukturen. Eine Woche lang arbeiten Forschende aus verschiedenen Disziplinen gemeinsam an Fragen der Infrastrukturforschung im wunderschönen Ambiente des Kurhauses in Annweiler am Trifels. Neben dem wissenschaftlichen Austausch ist ein Rahmenprogramm geplant sowie Zeit für das Networking unter den Teilnehmern.
Fokus auf kritische Infrastrukturen
In den letzten Jahren ist das Bewusstsein für die Bedeutung des Schutzes kritischer Infrastrukturen deutlich gewachsen. Einerseits hat die Entwicklung der Sicherheitspolitik (von den Anschlägen des 11. September. 2001, bis hin zu den zunehmenden Cyberangriffen und dem Krieg Russlands gegen die Ukraine) dazu beigetragen. Andererseits hat das Interesse an funktionierenden Infrastrukturen in den letzten Jahren auch aus zivilen Erwägungen heraus deutlich zugenommen. Mit der zunehmenden Bedeutung von IKT-Infrastrukturen und der Anbindung fast aller technischen Systeme an das Internet hat sich ein Bewusstsein für die Vernetzung und gegenseitige Abhängigkeit traditioneller Infrastrukturen wie Verkehr, Wasser und Energie entwickelt. Ebenso gibt es Pläne für den Übergang in eine neue Ära der nachhaltigen und dekarbonisierten Energienutzung. Zum einen wird sich die Energiebasis fast aller Infrastruktursysteme verändern, zum anderen wird die Nutzung erneuerbarer Energien ein neues und vor allem integriertes Energieinfrastruktursystem erfordern.
Die wachsende Aufmerksamkeit für kritische Infrastrukturen hat eine weitere Erkenntnis gefördert: Infrastrukturen sind nicht nur als technische Artefakte zu verstehen; sie haben eine soziale, oft sogar eine kulturelle Dimension. So werden in der „Nationalen Strategie zum Schutz Kritischer Infrastrukturen“ des Bundesministeriums des Innern und für Kommunales jene Einrichtungen als kritisch definiert, deren Ausfall zu gesellschaftlicher Verunsicherung führen kann. Hinzu kommt ein weiterer Aspekt: Technische Einrichtungen wie Verkehrs-, Kommunikations- oder Wasserversorgungsinfrastrukturen haben immer auch soziale, politische und wirtschaftliche Komponenten und Auswirkungen. Sie beruhen auf Planungsrecht, müssen verwaltet und reguliert werden. Ihr Bau ist mitunter umstritten und politisch umkämpft, ihre Erneuerung erfordert erhebliche Ressourcen. Die Frage, ob eine Person oder ein Haushalt Zugang zur Infrastruktur hat, ist von erheblicher sozialer Bedeutung. Die Forscher haben sich daher darauf geeinigt, Infrastrukturen als „soziotechnische Systeme“ zu definieren, komplexe Phänomene, in denen sich Technik und soziale Strukturen überschneiden.
Programm der Sommerschule
In den letzten Jahren hat sich eine Vielzahl von Forschungsthemen rund um die Anfälligkeit und den Schutz von Infrastrukturen entwickelt. In Anbetracht des soziotechnischen Charakters von Infrastrukturen wird sich die Sommerschule mit folgenden Themen befassen:
- Wie ist Kritikalität zu definieren?
- Bedingungen für Anfälligkeit und Widerstandsfähigkeit von Infrastrukturen
- Interdependenz verschiedener Systeme, Kaskadeneffekte, „System der Systeme“, integrierte Planung
- Prozesse der Transformation/des Übergangs
- Dynamik von Infrastrukturen
Wir werden die Fragen gemeinsam auf zwei Ebenen angehen:
Erstens werden wir eine Reihe von Input-Sitzungen mit internationalen Experten für kritische Infrastrukturen aus verschiedenen Disziplinen durchführen. Wir freuen uns auf die Sitzungen, die von Anique Hommels (Universität Maastricht), Jiska Engelbert (Erasmus-Universität Rotterdam) und Jochen Monstadt (Universität Utrecht) organisiert werden. Zum anderen werden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in interdisziplinären Kleingruppen an Themen arbeiten, um am Ende der Sommerschulwoche eine kurze Präsentation zu erstellen.
Außerdem gibt es ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm, ein Simulationsspiel über einen langfristigen Stromausfall („Neustart – Die Blackout-Simulation“), eine Besichtigung der Burg Trifels, einen Grillabend etc. Ein weiteres Highlight ist das Trifelser Gespräch, als Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis zum Thema „Digitalisierung von Infrastrukturen“ mit Manuel Atug (AG KRITIS), Matthias Hollick (TU Darmstadt) und Jochen Monstadt (Universität Utrecht).
Der Höhepunkt der Veranstaltung ist wie jedes Jahr das Trifelser Gespräch:
Programm: